Das Anna-Funk-Ensemble spielt Goethes „Faust“
Moderne Inszenierung der Tragödie als Beziehungsdrama
Goethes Faust gehört zu den absoluten Klassikern der deutschen Theatergeschichte. Die Münchner Regisseurin und Schauspielerin Anna Funk zeigt, dass die Tragödie auch nach über 200 Jahren noch aktuell wie nie ist. Ihre Inszenierung im Rahmen der Biennale Bavaria am Samstag, 29. April im Haberkasten, lenkt durch das spartanische, schwarz gehaltene Bühnenbild den Fokus auf die Leistung der Schauspieler. So setzt Anna Funk den Faust in die Gegenwart um und zeigt, wie zeitlos die Sujets von damals heute noch sind.
Faust I, vor über 200 Jahren von Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe geschrieben, gilt bis zum heutigen Tag als DAS literarische deutschsprachige Werk schlechthin. Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Alter, depressiver aber hochgebildeter Mann sehnt sich nach dem wilden Leben. Er lernt jemanden kennen: Mephistophele. Sie ist halbseiden. Sie kennt all das, wonach sich Faust sehnt. Sie bietet ihm an, ihn durch ein neues wildes Leben zu führen. Die Gegenleistung: Gelingt es ihr Faust zu verzücken, möchte sie im Jenseits seine Seele haben. Faust willigt ein. Mephistophele verschafft ihm eine Verjüngungskur, durch die sich Faust wie neu geboren fühlt. Er trifft auf Gretchen, ein junges einfaches Mädchen, die beiden verlieben sich. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Anna Funk gelingt es mit ihrer zwar stark gekürzten aber ansonsten wortgetreuen Inszenierung das 200-jahre-alte Stück vollkommen zu entstauben. Die Zuschauer sehen eine Familientragödie aus dem Jahr 2021. Der Fokus der Inszenierung liegt auf den Schauspielern in ihrer puren Existenz, die nicht nur sprechen, sondern auch Musik machen und tanzen. Es entsteht ein Beziehungsdrama aus fünf Personen: Faust (Amadeus Bodis / Oliver Exner), ein hochgebildeter unzufriedener Professor, Gretchen (Katharina Mayer), eine junge Frau, die sich in Faust verliebt, Valentin (Benedikt Frank), Gretchens Bruder, Mephistophele (Anna Funk), die Freude an skrupelloser Manipulation hat und Marthe, Gretchens Nachbarin und Ärztin. Eingriffe in die Handlung gibt es nur am Ende. Wie dieses aussieht, wird nicht verraten und darf der werkkundige Zuschauer allerdings selbst herausfinden.
Karten sind im Kulturamt der Kreisstadt Mühldorf a. Inn, Stadtplatz 3, Telefon 08631/612 612, www.haberkasten.de und an allen München-Ticket-, Inn-Salzach-Ticket- und Reservix-Vorverkaufsstellen erhältlich.
Weitere Infos unter www.anna-funk.de